Regen- und Mischwasserbehandlung
Regenbecken
Um die Gewässerbelastungen durch Misch- und Regenwassereinleitungen zu verringern, wurden in den letzten Jahren in erheblichem Umfang Regenbecken verschiedener Bauarten errichtet (s. Grafik). In diesen End-of-Pipe-Anlagen wird Mischwasser teilweise zurückgehalten (Regenüberlaufbecken), Regenwasserabflüsse werden gedrosselt (Regenrückhaltebecken) oder durch Sedimentation behandelt (Regenklärbecken).
Stand der Mischwasserbehandlung
Die rund 24.000 Regenüberlaufbecken (RÜB) haben ein Gesamtvolumen von etwa 15 Mio. m³ (Statistisches Bundesamt, 2010). Sofern alle Anlagen den Regeln der Technik entsprechen (DWA A128), müsste das spezifische Speichervolumen bei ca. 20 m/h³a (entsprechen 2 mm Speicherhöhe) liegen. Tatsächlich dürfte das vorhandene spezifische Volumen deutlich niedriger sein. Bezogen auf ungefähr 12.000 km² Mischwassereinzugsgebiet (s. oben), entsprechen 15 Mio. m³ einem spezifischen Volumen von rund 12,5 m³/ha. Dies entspricht gerade einmal einem mittleren Speichervermögen von 1,2 mm Niederschlag!
Ein typisches Mischsystem mit einem Regenüberlaufbecken mit 12,5 m³/ha läuft ca. 30 mal pro Jahr über (Berliner Niederschlagsverhältnisse). Die nachfolgende Grafik zeigt die Abhängigkeit der Überlaufhäufigkeit von spezifischen Speichervolumen der Regenüberbecken.
In Berlin sollen bis 2020 die Abflüsse aus dem ca. 62 km² Mischwassereinzugsgebiet mit einem Gesamtspeichervolumen von 300.000 m³ (entsprechend 5 mm Speicherhöhe) teilweise zurückgehalten werden.
Stand der Regenwasserbehandlung im Trennsystem
Die Gesamtzahl der Regenklärbecken in Deutschland beträgt nur ca. 3.300. Zahlen über andere Behandlungsanlagen wie z.B. Retentionsbodenfilter sind nicht bekannt. Es ist davon auszugehen, dass in Deutschland nur ein kleiner Teil der Regenabflüsse im Trennsystem behandelt wird und der Großteil der Abflüsse unbehandelt in die Gewässer eingeleitet wird. In Berlin werden ca. 4% der Regenabflüsse im Trennsystem in Retentionsbodenfiltern behandelt.
Statistiken zur dezentralen Regenwasserbewirtschaftung werden beim Bundesamt für Statistik nicht geführt. Eine Anfrage im Berliner Abgeordnetenhaus hat ergeben, dass in Berlin ca. 132 km² an Fläche über eine Kanalisation entwässert werden, während nur rund 0,3 km² Fläche an (öffentliche) Anlagen der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung angeschlossen sind (Abgeordnetenhaus Berlin 2015). Dabei ist zu berücksichtigen, dass seit 2000 ein Versickerungsgebot im Berliner Wassergesetz festgeschrieben ist.
Literatur
Abgeordnetenhaus Berlin (2015): Dezentrale Regenwasserbewirtschaftung in Berlin nur auf dem Papier? Drucksache 17 / 15 818
Berliner Wasserbetriebe (2015): Pressemitteilung vom 03.08.2015: Berlins Gewässer werden sauberer, abgerufen von www.bwb.de am 9.11.2015
Statistisches Bundesamt (2010): Fachserie 19 Reihe 2.1, Umwelt, öffentliche Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung