Rigolen
Prinzip
Die Rohr- und Rigolenversickerung sind unterirdische Versickerungsarten. Aufgrund der unterirdischen Zuführung des Wassers erfolgt keine Reinigung durch eine Oberbodenpassage.
Rigolen dienen der Untergrundversickerung von Niederschlagswasser und können in Verbindung mit einer gedrosselten Ableitung auch bei schlechter durchlässigen Böden eingesetzt werden. Dies wird durch eine Zwischenspeicherung der Abflüsse im Porenvolumen des Füllmaterials erreicht.
Der Rigolenkörper wird meist aus Kies (16/32 mm) hergestellt, andere Materialien, wie z.B. Lavagranulat, sind jedoch ebenfalls möglich. Alternativ können auch Kunststofffüllkörper verwendet werden, die sich gegenüber Kies (Porenvolumen je nach Körnung zwischen 25-35%) durch ein Porenvolumen von über 90% auszeichnen. Kunststofffüllkörper werden inzwischen von vielen namhaften Herstellen angeboten (Rehau, Wavin, Fränkische, etc.).
Anwendungsbereich/Einschränkungen
Die Rigolen- bzw. Rohrrigolenversickerung beansprucht durch ihre unterirdische Speicheranordnung keinen Platz an der Oberfläche. Trotzdem muss der unterirdische Speicherraum vorhanden sein.
Da die Reinigungsleistung der belebten Bodenzone fehlt kommen für die Rigolenversickerung nur gering belastete Flächen in Betracht. Einschränkungen sind daher bei einer hohen Verkehrsbelastung, der Verwendung bzw. Lagerung von wassergefährdenden Stoffen und metallischen Dachflächen gegeben. Auch evtl. darunter liegende Altlasten sind zu beachten.
Quantitative Wirkung auf den Wasserhaushalt
Mit Rigolen kann bei entsprechenden Bodenverhältnissen eine vollständige Versickerung der Niederschlagsabflüsse erzielt werden. Die Verdunstung spielt - anders als bei oberflächigen Versickerungsanlagen - keine Rolle. Die Möglichkeit einer Entlastung des Kanalnetzes wird als sehr gut eingeschätzt. Die Reinigung des Niederschlagswassers durch eine Oberbodenpassage entfällt dagegen.
Schadstoffreduktion, bzw. -rückhalt
Aufgrund der fehlenden belebten Bodenzone, ist der Schadstoffrückhalt bei einer Rigole als gering anzusehen. Andererseits werden üblicherweise auch nur gering belastete Flächen angeschlossen.
Alternativ können der Rigole auch technische Systeme zur dezentralen Regenwasserbehandlung wie z.B. Filterschächte vorgeschaltet werden.
Planung, Bemessung, Bau
Die Bemessung des erforderlichen Speicherraums erfolgt in Abhängigkeit von der zufließenden Regenmenge, der Durchlässigkeit des Bodens und evtl. der zur Vorflut abzuführenden Drosselabflussmenge. Die Bemessung erfolgt nach DWA A138 oder per Langzeitsimulation.
Im Zulauf der Rigole sollte möglichst ein Absetzschacht oder eine alternative Filtereinrichtung für einen Rückhalt von Grobstoffen angeordnet werden.
Der Rigolenkörper sollte zum Schutz vor Verschlämmung mit einem Geotextil bzw. Filtervlies ummantelt werden. Kiesrigolen werden üblicherweise mit gewaschenem Kies (Körnung 16/32mm) gefüllt. Die Gesamteinbautiefe der Rigole liegt üblicherweise bei ca. 1,10 m bis 1,40 m.
Bei schlechten Versickerungseigenschaften des Bodens ist ggf. eine gedrosselte Ableitung in einen öffentlichen Kanal oder ein Gewässer erforderlich. Zur Aktivierung des Speicherraumes wird in einem Drosselschacht ein Anstau- und Drosselorgan eingebaut. Der Anstau erfolgt z.B. mittels fest eingestellter Lochblende oder anderen Drosseleinrichtungen. Die Anstauhöhe entspricht der Rigolenoberkante und wird durch das Überlaufrohr im Schacht bestimmt.
Unterhaltung, Pflege
Bei unterirdischen Versickerungsanlagen sind regelmäßige Funktionskontrollen erforderlich. Im Vergleich zu Anlagen mit einer (sich regenerierenden) belebten Bodenzone neigen Rigolen generell eher zu einer Verschlämmung.
Der Absetzschacht im Zulauf sollte regelmäßig (zweimal pro Jahr) gereinigt werden. Sofern eine Drosseleinrichtung vorhanden ist, sollte diese ebenfalls regelmäßig inspiziert werden. Gegebenenfalls ist das Drainrohrsystem zu spülen.
Kosten
Die Kosten für Rigolen bzw. Rohr-Rigolen werden üblicherweise in Abhängigkeit des Rigolenvolumens angegeben. Einflussfaktoren sind u.a. die Art des Füllmaterials, Einbautiefe (Verbau erforderlich ja oder nein) oder der evtl. erforderliche Einbau einer Drosseleinrichtung.
Die Investitionskosten liegen üblichweise in der Größenordnung von 100-150 EUR/m³. Bei einem erforderlichen spezifischen Speichervolumen von ca. 200 m³/ha, einem Speicherkoeffizienten einer Kiesrigolen von 33% und mittleren Kosten von ca. 100 EUR/m³ Rigolenvolumen ergeben sich flächenspezifische Kosten von ca. 6 EUR/m². LONDONG [1999] nennt mittlere Kosten von 11,50 EUR/m².
Bei unterirdischen Versickerungsanlagen sind Funktionskontrollen und ggf. eine Durchspülung der Sickerrohre (Rohrrigole) erforderlich. Die Nutzungsdauer von Rohrdränagen kann mit ca. 25-40 Jahren abgeschätzt werden [LAWA, 1998].
Rechtliches
Bei der Rigolenversickerung liegt - wie bei anderen technischen Versickerungsanlagen auch - im rechtlichen Sinne der Tatbestand einer Gewässerbenutzung vor, die nach §57 WHG grundsätzlich erlaubnispflichtig ist.
Rigolen fallen i.d.R. nicht unter die Niederschlagswasser-Freistellungsverordnung, benötigen also im Regelfall eine wasserrechtliche Erlaubnis. Bei stärker belasteten Flächen wird diese Erlaubnis z.B. in Berlin grundsätzlich nicht erteilt.
Literatur
- DWA (2005): DWA-Arbeitsblatt A 138: Planung, Bau und Betrieb von Anlagen zur Versickerung von Niederschlagswasser. Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V., Hennef.
- LAWA, 1998: Leitlinien zur Durchführung von dynamischer Kostenvergleichsrechnungen, Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA), Arbeitskreis Kosten-Nutzen-Untersuchungen in der Wasserwirtschaft.
- LONDONG D., NOTHNAGEL A. (Hrsg) [1999]: Bauen mit dem Regenwasser - Aus der
Praxis von Projekten, Internationale Bauausstellung (IBA) Emscherpark,
Oldenbourg-Verlag München Wien.