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Die Regenwasserexperten

Potenzialkarten der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung

Das Potenzial der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung in Siedlungsgebieten hängt von vielen Einflussfaktoren ab. Folglich ist eine systematische Aufstellung und Klassifizierung relevanter Einflussfaktoren sinnvoll, anhand derer ein Einsatz von dezentralen Regenwasserbewirtschaftungsanlagen geprüft und beurteilt werden kann. Bei ausreichend vorliegendem digitalen Kartenmaterial kann eine GIS-(Geographische-Informations-Systeme) gestützte Planung erfolgen.

 


Verschiedene Einflussfaktoren auf die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung

Das Umsetzungspotenzial dezentraler Regenwasserbewirtschaftungsmaßnahmen in einem Bestandsgebiet wird in zwei verschiedenen Karten dargestellt: Die erste Karte wird als „Regenwasserbewirtschaftungsartenkarte“ bezeichnet und charakterisiert die naturräumlichen Voraussetzungen für eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung.

Die zweite Karte wird als „Karte des Abkopplungspotenzials“ bezeichnet. Zur Erstellung dieser werden die Siedlungsstrukturen analysiert und hinsichtlich ihrer Potenziale zur Platzierung der Bewirtschaftungsmaßnahmen bewertet. Die Darstellung des Abkopplungspotenzials erfolgt in Prozent der vom Kanal abgeschlossenen Fläche.

Regenwasserbewirtschaftungsartenkarte

In der Regenwasserbewirtschaftungsartenkarte werden die Umsetzungsmöglichkeiten der einzelnen dezentralen Regenwasserbewirtschaftungsmaßnahmen bzw. –arten in Abhängigkeit von den geogenen Faktoren dargestellt.

Abhängig von geologischer, morphologischer, topographischer und bodenkundlicher Ausgangssituation wird die günstigste Bewirtschaftungsart vorgeschlagen. Diese reichen von der einfachen Flächenversickerung bis zu vernetzten und kombinierten Versickerungssystemen mit Grundwasserbewirtschaftung.

Die Grundlage zur Erstellung einer Regenwasserbewirtschaftungsartenkarte bilden die klassifizierten und überlagerten Einflussfaktoren auf die Regenwasserbewirtschaftung. Die geologischen, morphologischen, topographischen, bodenkundlichen und hydrologischen Voraussetzungen (geogene Einflussfaktoren) werden erhoben und im Hinblick auf die Bewirtschaftungspotenziale und ‑hemmnisse wertend zueinander gestellt (z.B. Mächtigkeit des Lockersediments).

Weitere Einflussfaktoren stellen z.B. das Infiltrationsvermögen der Böden, der Bodenwasserhaushalt, der Grundwasserflurabstand, die Altlasten oder die Entfernung zu Gewässern dar. Nach der Bewertung, der Klassifizierung und der Verschneidung dieser Einflussgrößen stehen in der Karte Klassen gleicher Regenwasserbewirtschaftungsmaßnahmen.


Methodik zur Erstellung der Regenwasserbewirtschaftungsartenkarte

Nicht alle Regenwasserbewirtschaftungsmaßnahmen sind abhängig von geogenen Faktoren (z.B. Dachbegrünung). Diese Maßnahmen sind grundsätzlich überall möglich, aber von anderen Einflussfaktoren abhängig (z.B. Statik des Daches).

Karte des Abkopplungspotenzials

In der Karte zur Darstellung des Abkopplungspotenzials werden die Siedlungsstrukturen analysiert und hinsichtlich ihrer Potenziale zur Platzierung von Bewirtschaftungsmaßnahmen bewertet. Mit zunehmender baulicher Dichte nehmen die Nutzungsintensität und damit auch die Versiegelung verfügbarer Freiflächen zu.

Durch eine Einteilung in Baustrukturtypen wird eine Auswertung des Abkopplungspotenzials bezogen auf verschiedene Nutzungsarten und Baustrukturen möglich.

Die Arbeitsmethodik zur Ermittlung von Regenwasserabkopplungspotenzialen gliedert sich in drei Arbeitsschritte:

  1. Ermittlung von Baustrukturtypen und Erstellung einer Baustrukturtypenkarte
  2. Einschätzung des Abkopplungspotenzials durch Kartierung von Einzelflächen
  3. Auswertung der Kartierung und der digitalen Karten zur Ermittlung des Abkopplungspotenzials

Durch eine Einteilung der Gebäude und Grundstücke in Baustrukturtypen wird eine Vorauswahl getroffen, die eine generalisierte Bewertung  des Abkopplungspotenzials für einen Baustrukturtyp möglich macht. Eine Kartierung des Gesamtbestandes ist i.d.R. zu aufwendig.

Zur Einteilung der Baustruktur wurden folgende Kriterien herangezogen:

  • Vorherrschende Geschosszahl
  • Bebauungsstruktur (Einzelhaus, Doppelhaus, industrieller Bau etc.)
  • Prägende Bauweise (offen, geschlossen)
  • Freiflächenstruktur
  • Nutzung (Industrie, Gewerbe, Wohnen, Öffentlich)
  • Flächengröße

Die Zuordnung der Baustrukturtypen erfolgt mit Hilfe Geographischer Informationssysteme (GIS).

Einteilung von Grundstücken ähnlicher Baustruktur

Die Einschätzung des Abkopplungspotenzials der in Schritt 1 definierten Baustrukturtypen wird anhand von Vor-Ort-Begehungen durchgeführt. Bei der Kartierung werden für jeden Baustrukturtyp Teilblockflächen eingeschätzt. Diese Beispielflächen stellen den Idealtyp des jeweiligen Baustrukturtyps dar.


Ergebnis der Kartierung für eine Beispielfläche

Folgende Details müssen bei der Kartierung geprüft werden:

  • Die Lage der Fallrohre (wo sind dezentrale Anlagen sinnvoll)
  • Standort und Größe von Bäumen (Beeinflussung der Standorte von Anlagen)
  • Gullis (zeigen den tiefsten Punkt im Gelände an)
  • Potenzielle Freiflächen für RWB Anlagen
  • Anschlussgrad der versiegelten Flächen
  • Die Dachform (technischen Schwierigkeitsgrad für die Abkopplung erfassen)
  • Die Hangneigung (zeigt die Fließrichtung des Wassers)

Nach der Verifizierung der Baustrukturen durch die Kartierung kann die Baustrukturtypenkarte erstellt werden. Auszüge aus der dazugehörigen Datenbank können wie folgt aussehen:

Beurteilung der Baustrukturen nach GIS Auswertung und Kartierung

Erstellung der Karte

Neben der Einteilung der Baustruktur müssen weitere Faktoren zur endgültigen Festlegung des Abkopplungspotenzials untersucht werden. So wird z.B. die Hangneigungsrichtung verwendet, um je nach Lage befestigter und unbefestigter Fläche zueinander die festgelegten Abkopplungsgrade nach oben oder unten zu korrigieren.


Bewertung von Einflussfaktoren auf das Abkopplungspotenzial mit Hilfe digitaler Karten im GIS

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Autor
Dipl.-Geogr. Stephan Bandermann
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