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Fassadenbegrünung

Prinzip

Fassadenbegrünung an sich ist kein neues Thema. Es gibt zahlreiche historische Gebäude mit teilweise schon sehr alten Rankpflanzen. Noch relativ neu ist allerdings die Berücksichtigung der Fassadenbegrünung als Element der Regenwasserbewirtschaftung.

Maßnahmen der Gebäudebegrünung (Dach/Fassade) und die Erhöhung des Grünanteils auf dem Grundstück erhöhen die Aufenthaltsqualität für den Nutzer, verbessern das Kleinklima, mindern die Temperaturextreme, verbessern den Luftaustausch und sind ein wesentlicher Bestandteil für den Artenschutz (SenStadt 2010).

Bei der Begrünung von Fassaden werden üblicherweise verschiedene Ausführungsvarianten unterschieden:

  • bodengebundene Systeme, wobei zwischen Selbstklimmern und Gerüstkletterpflanzen differenziert wird und

  • Wandgebundene Systeme

Letztere sind durch den Franzosen Patrick Blanc bekannt geworden, der zahlreiche prominente Gebäude (z.B. die Galerie Lafayette in Berlin) mit seinen Pflanzenwänden ausgestattet hat (s. Fotos).

Aus Sicht der Regenwasserbewirtschaftung ist allerdings vielmehr von Bedeutung, ob und wie die Fassadenbegrünung mit Regenwasser bewässert wird. Bodengebundene Systeme werden ihren Wasserbedarf zumindest zum Teil aus den örtlich fallenden Niederschlägen decken. Wandgebundene Systeme werden dagegen häufig mit Trinkwasser bewässert.

Anwendungsbereich/Einschränkungen

Ob und ggf. welche Form der Fassadenbegrünung geeignet ist, hängt von vielerlei Faktoren ab. Wichtig sind zuerst die Ansprüche der verwendeten Pflanzen an Wasserversorgung, Licht, Boden, etc.

Daneben sind die bautechnischen Eigenschaften der Fassade von Bedeutung (Anbringen von Kletterhilfen, Statik, Beschattung, Fensteröffnungen, etc.). Insbesondere bei selbstklimmenden Pflanzen (z.B. Efeu) bestehen hier Einschränkungen.

Detaillierte Informationen zu den Einsatzbereichen der Fassadenbegrünung gibt die FLL-Richtlinie (FLL, 2000) sowie der FLL-Forschungsbericht (FLL, 2014, s. Links).

Quantitative Wirkung auf den Wasserhaushalt

Mit einer Fassadenbegrünung lässt sich der Anteil der Verdunstung an der Jahreswasserbilanz signifikant erhöhen. In Berlin wurden dazu am Physikgebäude der Humboldtuniversität in Adlershof messtechnische Untersuchungen durchgeführt (SenStadt, 2010).

Der Rückhalt in Bezug auf Starkniederschläge ist dagegen bei Fassadenbegrünungen gering, sofern sich nicht mit anderen Bausteinen der Regenwasserbewirtschaftung (Rückhalteräumen) kombiniert werden.

Schadstoffreduktion, bzw. -rückhalt

Eine direkte Reinigung von Regenwasserabflüssen durch Fassadenbegrünunssysteme ist nicht vorgesehen. Kletterpflanzen reagieren sogar empfindlich auf Verschmutzungen von Regenwasser, das zur Bewässerung eingesetzt wird, wie Erfahrungen aus Berlin-Adlershof gezeigt haben (SenStadt, 2010).

Allerdings bewirken Fassadenbegrünungen eine lufthygienische Verbesserung und tragen damit indirekt zur Verringerung von Schadstoffen im Regenwasserabfluss bei.

Planung, Bauausführung

Sehr detaillierte Informationen zur Planung und  Bauausführung von Fassadenbegrünungen finden sich in der FLL-Richtlinie (FLL, 2010), im FLL-Forschungsbericht (FLL 2014) sowie im Leitfaden der Berliner Senatsverwaltung (SenStadt, 2010).

Unterhaltung, Pflege

Wie jede (bau-)technische Maßnahme benötig auch eine Fassadenbegrünung eine gewisse Pflege.

Der Umfang der Pflege (unterschieden wird zwischen Anwuchspflege und Erhaltungspflege) hängt stark von der Art der Fassadenbegrünung ab. Wandgebundene Systeme können sehr pflegeintensiv sein, bodengebundene Kletterpflanzen dagegen ggf. auch relativ pflegeleicht.

Kosten

Hinweise zu Kosten finden sich u.a. in dem FLL-Forschungsbericht (FLL, 2014).

Rechtliches

Bei Fassadenbegrünung sind die baurechtlichen Vorschriften zu beachten. Wasserrechtliche Regelungen greifen nicht, da es sich nicht um Regen(ab)wassertechnische Anlagen handelt.

Literatur

  • FLL (2018): Fassadenbegrünungsrichtlinien – Richtlinien für die Planung, Bau und Instandhaltung von Fassadenbegrünungen, Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e.V. , Bonn.

  • FLL (2014): Leitfaden „Gebäude Begrünung Energie: Potenziale und Wechselwirkungen“ (Forschungsbericht), Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e.V. , Bonn.

  • Pfoser (2013): Gebäude Begrünung Energie - Potenziale und Wechselwirkungen; Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben; Kurzfassung zum Download verfügbar (s. Links); Langfassung bei der FLL kostenpflichtig erhältlich (s.o.).

  • SenStadt (2010): Konzepte der Regenwasserbewirtschaftung Gebäudebegrünung, Gebäudekühlung; Leitfaden für Planung, Bau, Betrieb und Wartung; Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Berlin

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Prof. Dr.-Ing. Heiko Sieker
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