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Die Regenwasserexperten

Methodik der GIS-basierten Nutzwertanalyse

Mit dem GIS-basierten Tool ZUGABE können Planungsdaten aus verschiedenen Fachgebieten zusammengeführt und integriert bewertet werden. ZUGABE verwendet dazu das Verfahren der multi-kriteriellen Bewertung.

Multi-kriterielle Bewertung

Multi-kriterielle Bewertung klingt kompliziert, ist aber im Prinzip relativ einfach und von den Produkttests der „Stiftung Warentest“ her bestens bekannt (Leichtfuß et. al.). Die Grundidee besteht darin, verschiedene Alternativen im Hinblick auf verschiedene Kriterien miteinander zu vergleichen. Bei Stiftung Warentest sind die Alternativen die  verschiedenen Produkte; bei ZUGABE dagegen potenzielle Standorte für wasserwirtschaftliche Maßnahmen wie z.B. Abkopplungsmaßnahmen.

Abbildung 1: Multi-kriterielle Bewertung nach Stiftung Warentest

 Bei Großprojekten u.a. in der Wasserwirtschaftl ist die multi-kriterielle Bewertung eine etablierte Methode zum Vergeich von Lösungsalternativen oder alternativen Standorten. Mit ZUGABE kann dieses Verfahren erstmalig effizient für die Planung von dezentralen Maßnahmen angewendet werden.

Es gibt zahlreiche verschiedene Verfahren zur multi-kriteriellen Bewertung, wie z.B. Promethee oder Najade. In ZUGABE wird wie auch bei der Stiftung Warentest die sogenannte Nutzwert-Analyse angewendet. Die Nutzwert-Analyse zeichnet sich dadurch aus, dass sie einfach anwendbar ist und vor allem transparent und nachvollziehbar dargestellt werden kann. Sie ist damit besonders für kooperative Verfahren geeignet.

Nutzwert-Analyse

Um Alternativen in Bezug auf verschiedenste Kriterien miteinander vergleichen zu können, werden zuerst für alle Kriterien Einzelbewertungen durchgeführt. Dies geschieht bei ZUGABE durch sogenannte Nutzenfunktionen. Abbildung 2 zeigt ein Beispiel für die Herleitung eine Nutzenfunktion. In dem Beispiel wird die maximale Akku-Laufzeit von Laptops (in h) in einen Wert zwischen 0 und 1 „übersetzt“. Alternativ zu numerischen Werten werden bei Stiftung Warentest üblicherweise „Schulnoten“ zwischen mangelhaft (--) und sehr gut (++) vergeben, was aber letztendlich gleichbedeutend ist. Der Vorteil der numerischen Werte liegt in der einfacheren softwaretechnischen Handhabbarkeit. Wichtig im Hinblick auf eine möglichst objektive Bewertung ist, dass alle Alternativen mit der gleichen Nutzenfunktionen bewertet werden. In dem Beispiel bedeutet dies, dass für alle Laptops dieselben Maßstäbe für die Akku-Laufzeit angelegt werden.

Abbildung 2:     Beispiel für die Herleitung eine Nutzenfunktion

Die Einzelwertungen werden dann in einer Matrix zusammenfassend dargestellt (die Warentesttabelle, s. Abbildung 1). Wichtig hierbei ist, dass alle Alternativen in Bezug auf alle Kriterien miteinander verglichen werden, die Matrix also vollständig ausgefüllt wird – eine Forderung, die eigentlich selbstverständlich ist, aber erfahrungsgemäß in vielen Variantenuntersuchungen in Ingenieurprojekten nicht erfüllt wird.

Durch eine Gewichtung können die Einzelbewertungen dann zu einer Gesamtbewertung zusammengefasst werden, dem „Test-Qualitätsurteil“. Dies geschieht durch die Berechnung des gewichteten Mittelwertes der Einzelbewertungen. Die Darstellung der Einzelbewertungen ist dennoch aus Gründen der Transparenz erforderlich und für die Entscheidungsfindung des einzelnen Nutzers von erheblicher Bedeutung.

Literatur

Leichtfuß, A., Lohr, H., Wölfel, D., Ostrowski, M. W., Schröter, K., Sieker, H., Bandermann, S., Zweynert, U., Schmidt, W. A., Thiel, E., Jekel, M., Peters, C., Müh-leck, R. (2005): WSM300 – Verbesserte Ansätze für Wasser- und Stoffstrommanagement in intensiv genutzten kleinen Einzugsgebieten auf der Grundlage von integrierten Nutzen- und Risikobewertungen – Abschlussbericht. Osnabrück, Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU).