Sieker
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Die Regenwasserexperten

Gedrosselte Ableitung

Prinzip

Ein wichtiger Baustein aller Regenwasserkonzepte ist die Rückhaltung von Niederschlagsabflüssen. Jede Rückhaltemaßnahmen besteht dabei aus dem Retentionsspeicher (in Form von offenen oder geschlossen Becken, Rigolen, Zisternen, etc.) und der Drosseleinrichtung. Nur durch eine Drosselung wird der Retentionsspeicherauch aktiviert.

Die Drosselung kann im einfachsten Fall durch einen verkleinerten Rohrquerschnitt (kleiner als der Zulauf) realisiert werden. In diesem Fall wird von einer Rohrdrossel gesprochen. Die Drosselleistung (in l/s oder m³/ls) ist dabei abhängig von der Einstauhöhe, so dass sich eine Drosselkennlinie ergibt, ähnlich einer Pumpenkennlinie.

Alternativ kann die Drosselung auch durch verschiedene andere Typen von Drosselorganen erreicht werden. Dies können einfache Bauteile wie z.B. Lochblenden oder Kegelverschlüsse sein, oder auch komplexere Bauteile wie selbstregulierende Drosseln (z.B. der Fa. Begu). Die Drosselung kann auch durch Pumpen realisiert werden.

Anwendungsbereich/Einschränkungen

Eine Drosselung ist immer in Kombination mit dem zugehörigen Speichervolumen zu sehen. In der Regel ist der Flächenbedarf des Speicher der limitierende Faktor bei der Planung einer Rückhaltung.

Die nachfolgende Abbilddung zeigt das erforderliche Speichervolumen (in mm) in Abhängigkeit der spezifischen Drosselleistung und der Bemessungshäufigkeit beispielhaft für Berliner Niederschlagsverhältnisse. Ein Regenrückhaltebecken muss demnach bei einer Bemessung auf den 10-jährlichen Bemessungsregen und einer spezifischen Drossel von 10 l/(s ha) ein Speichervolumen von ca. 35 mm oder 350 m³/ha angeschlossene Fläche aufweisen.

Spez. Speichervolumen von Rückhaltebecken

Wasserwirtschaftliche Auswirkungen

Zweck der Drosselung ist die Verminderung von Spitzenabflüssen. Auf die Jahreswasserbilanz hat die Rückhaltung i.d.R. keinen Einfluss, es sei denn der Speicher entleert sich zusätzlich über Versickerung (wie z.B. bei Rigolen), Verdunstung (z.B. bei Teichen) oder Nutzung (Retentionszisternen).

Die nachfolgende Grafik zeigt beispielhaft eine Wasserbilanz für ein Rückhaltebecken in Betonbauweise, d.h. ohne signifikante Versickerung und Verdunstung.

Planung, Bemessung, Bau

Die Bemessung erfolgt nach der Fließformel von Gauckler-Manning-Strickler.

Kosten

Die Kosten für eine gedrosselte Ableitung werden bestimmt durch:

  • den Speicherraum (s. Fachinformation Retention)

  • das Drosselorgan

  • die Ableitung des gedrosselten Abflusses

Die Kosten für das Drosselorgan liegen bei einfachen Bauformen (Rohrdrossel, Lochblende) bei wenigen Hundert Euro. Komplexere Drosseln (selbstregulierend, Pumpen) können dagegen erheblich mehr kosten.

Die Kosten für die Ableitung des gedrosselten Abflusses hängen wie bei jeder Rohrleitung von verschiedenen Faktoren ab (Tiefenlage, Durchmesser, anstehender Boden, etc.). Bei längeren Fließwegen können sich durch die drosselbedingt kleineren Durchmesser erhebliche Einsparungen ergeben.

Rechtliches

Die Auslegung der Retentionsräume erfolgt in Deutschland nach DWA A117.

Das Arbeitsblatt enthält allerdings - entgegen weit verbreiteter Einschätzung - keine Angaben zur erforderlichen Drosselung. Vielmehr heißt es im Arbeitsblatt:  „Pauschale Angaben von Drosselabflussspenden und Überschreitungshäufigkeiten schließen sich aus. Vielmehr sind individuelle Überlegungen anzustellen, für die nachfolgend einige Hinweise gegeben werden...".

Einzuhaltende Drosselabflüssen bzw. -spenden (flächenbezogene Werte) sind also mit den jeweiligen Aufsichtsbehörden und/oder Kanlnetzbetreibern abzustimmen. 

Wasserbehörden legen die zulässigen Drosselabflüsse i.d.R. auf der Grundlage von Überlegungen zum Hochwasserschutz und zum Gewässerschutz (insbesondere dem hydraulischen Stress) fest. Grundlage dafür können das BWK M3/M7 oder das DWA M153 sein-

Vorgaben des Kanlnetzbetreibers resultieren dagegen üblicherweise aus betrieblichen/hydraulischen Gesichtspunkten. Die DIN 1986 sieht dies ausdrücklich vor.

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Wegweiser

Fachinformationen 5
Autor
Dipl.-Ing. Frauke Jakobs
+49 3342 3595-22
f.jakobs[at]sieker.de
Prof. Dr.-Ing. Heiko Sieker
+49 3342 3595-0
h.sieker[at]sieker.de