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Die Regenwasserexperten

Dezentraler Hochwasserschutz

Maßnahmen

Dezentraler Hochwasserschutz umfasst Maßnahmen, die flächig im gesamten betrachteten Einzugsgebiet an einer Vielzahl von Stellen umgesetzt werden können. Dazu zählen vor allem:

  • die Maßnahmen zur Regenwasserbewirtschaftung in Siedlungsgebieten(z.B. Regenwasserversickerung, Mulden-Rigolen-Systeme, Retentionsbodenfilter und Erdbecken, Entsiegelungsmaßnahmen),
  • die Förderung der Versickerung auf landwirtschaftlichen Flächen(z.B. konservierende Bodenbearbeitung, Tieflockerung, Aufforstung, Umwandlung von Acker in Grünland, Begrünung von Tiefenlinien),
  • die Erhöhung der hochwasserschützenden Wirkung von Wäldern(z.B. angepasste Waldwirtschaft und –umbau, Wegebau und Rücketechnologie),
  • der Rückhalt des Abflusses in kleinen Speicherräumen(Muldenspeicher, Kleinspeicher, sehr kleine Becken nach DIN 19700) und
  • die Wiederherstellung bzw. Förderung der natürlichen Retention in Talauen(Gewässerentwicklungsstreifen, Wasserrückhalt in der Aue, Veränderung des Abflussquerschnittes, Laufverlängerung, Auenwald).

Dezentrale Maßnahmen sind meist integrative Maßnahmen, die neben dem Hochwasserschutz weitere positive Wirkungen für den Wasserkreislauf, insbesondere die Grundwasserneubildung und die Umwelt haben. Sie weisen häufig Synergien zwischen den Zielen der Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie und der Wasserrahmenrichtlinie auf.

Dezentrale Maßnahmen finden nicht nur am Fließgewässer selbst, sondern im gesamten Einzugsgebiet Anwendung und können nahezu innerhalb jeder Landnutzungsform umgesetzt werden. Sie können gut im ganzen Einzugsgebiet angeordnet werden und sind daher oft näher an den Entstehungsorten der Hochwasserschäden. Wirkung und Kosten der Einzelmaßnahmen sind häufig klein, steigen aber bei flächenhafter Umsetzung und mit wachsender Anzahl der Maßnahmen an.

Der Effekt der dezentralen Maßnahmen und ihr Zusammenspiel sind u.a. von ihrer Anordnung, der Einzugsgebietscharakteristik und der Art des Niederschlags abhängig. Sie sind besonders effektiv, wenn sie in entsprechend großer Zahl vorhanden sind und entsprechend der standortspezifischen Randbedingungen optimiert bzw. kombiniert werden.

Die dezentralen Maßnahmen zur Minderung des Hochwasserabflusses greifen an verschiedenen Stellen des Abflussprozesses ein. Für die Hochwasserminderung sind dabei Abflussbildung, Abflusskonzentration und Wellenablauf relevant.

Wirkung

Quantitative Angaben zur Wirkung der dezentralen Maßnahmen bzgl. der Reduzierung des Scheitelabflusses und Abflussvolumens können mit Simulationsmodellen (N-A-Modelle, Wasserhaushaltsmodelle etc.) nachgewiesen werden. Sie beschreiben die Abhängigkeit zwischen dem verursachenden Niederschlag und der daraus entstehenden Abflussganglinie. Zum einen müssen Modelle den einzelnen Fragestellungen entsprechend detailliert genug und physikalisch ausreichend begründet sein und zum anderen müssen die für das Modell benötigten Eingangsdaten in ausreichender räumlicher und zeitlicher Auflösung zur Verfügung stehen.

Beispiel eines Regenrückhaltebeckens

Hydrologische Wirkung dezentraler Maßnahmen:

  • Verstärkte Retention in der Fläche
  • Abflussverzögerung (i.d.R. günstige Beeinflussung der Wellenüberlagerung, längere Fließwege)
  • Erhöhung der Infiltration (Verringerung des Wellenvolumens, Stärkung der Grundwasserneubildung)
  • Flächige Wirkung im ganzen Einzugsgebiet
  • Reduzierung der Scheitelabflüsse bei flächenhafter Umsetzung auch bei selteneren Ereignissen
  • Kompensation den menschlichen Eingriffe in den Wasserhaushalt
  • Milderung sowohl der Abflussspitzen als auch Trockenperioden in ihren Auswirkungen

Vorteile und Einschränkungen

Vorteile der dezentralen Maßnahmen:

  • Flexibilität bei der Standortwahl
  • Flächige Umsetzbarkeit im ganzen Einzugsgebiet
  • Flexible Erweiterbarkeit und Umsetzbarkeit durch eine Vielzahl an Einzelmaßnahmen
  • Ein enger räumliche Bezug zwischen der Maßnahme und dem Schutzziel
  • In der Regel gute Teilung der durch die Maßnahmen beanspruchten Flächen mit anderen Nutzungen

Einschränkungen dezentraler Maßnahmen:

  • Notwendigkeit eines klaren und umfassenden Hochwasserschutzkonzeptes sowie einer konsequenten Umsetzungsstrategie
  • Meistens größere Flächenansprüche im Vergleich zu zentralen Anlagen
  • Erfordernis einer größeren Anzahl von Maßnahmen in jeweiligen Eizugsgebiet für eine maßgebende Reduzierung der Abflussscheitel (i.d.R. nur eine begrenzte Wirkung der einzelnen Maßnahme)
  • Dezentrale Maßnahmen machen Deiche, Talsperren und große Hochwasserrückhaltebecken nicht überflüssig
  • Die Kombination mit weiteren Nutzen erfordert Kompromisse

 

 

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